Aus dem Film 'Der mysteriöse Dr. Lao' / 'Seven Faces of Dr. Lao' ist mir diese Passage als besonders eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Was für eine trostlose Zukunft in diesen Worten ausgedrückt wird! Muss es wirklich so kommen oder kann man etwas ändern, wenn man 'so etwas' weiß?
Im Zirkus des Dr. Lao geht gleich eine ältere, grell geschminkte Frau zu einem Wahrsager mit Namen Apollonius von Tyrana, um sich von ihm die Zukunft prophezeien zu lassen.
Frau: "So ein Zirkus ist herrlich! Zum letzten Mal war ich in einem - ach du meine Zeit, das ist eine Ewigkeit her. Ich hoffe nur, die haben einen guten Wahrsager hier. Nicht, dass ich etwa daran glaube, aber aufregend finde ich es doch. Und das ist herrlich!"
Sie betritt den abgedunkelten Raum des Wahrsagers. Zunächst geht sie an ihm vorbei und bemerkt ihn nicht. Als sie ihn bemerkt, sagt sie.
Frau: "Oh, habe ich einen Schreck bekommen!"
Apollonius: "Sie wollen einen Blick in die Zukunft tun?"
Frau: "Sie sehen aus wie Howard, mein armer, lieber, verstorbener Mann."
Apollonius: "Sie wissen, dass er nicht tot ist. Ihr Mann ist nur aus ihrem Leben verschwunden, vor Jahren schon."
Frau: "Ja, ich glaube, Sie wissen wirklich alles, wie, hi hi hi. Wenn Sie meine Vergangenheit so gut kennen, dann sagen Sie mir jetzt mal was über meine Zukunft."
Apollonius: "Bitte setzen Sie sich."
Frau: "Ja."
Apollonius: "Fünf Cents bitte."
Frau: "Ja natürlich. Soll ich Ihnen Fragen stellen?"
Apollonius: "Wenn Sie wollen."
Frau: "Oh wie ist das aufregend, herrlich! Womit soll ich anfangen? Ich weiß schon. Wie lange wird's noch dauern, bis ich auf meinem Land eine Ölquelle finde?"
Apollonius: "Sie finden keine."
Frau: "Aber ich habe doch so viel Geld bezahlt für das Land."
Apollonius: "Ihr Geld haben Sie verschwendet. Nächste Frage."
Frau: "Ich kann Sie gar nicht richtig hören."
Apollonius: "Sie müssen zuhören."
Frau: "Warum sind Sie eigentlich so unfreundlich? Mmh, das ganze ist doch nur ein Spiel, nicht wahr? Na schön, Sie böser Mann. Ich werde Ihnen sagen, was ich unbedingt wissen will. Wann werde ich zum zweiten Mal heiraten?"
Apollonius: "Überhaupt nicht."
Frau: "Na schön. Was ist das für ein Mann, der in mein Leben treten wird? Drücken wir es mal so aus."
Apollonius: "Es gibt keine Männer mehr in Ihrem Leben."
Frau: "Wieso denn nicht? Das wäre ja schrecklich! Was für einen Sinn hat mein Leben, wenn ich nicht reich werde, nicht wieder heirate, überhaupt keine Männer kennenlerne?"
Apllonius: "Ich sage nur die Zukunft voraus, ich bewerte sie nicht."
Frau: "Das ist doch alles glatter Unsinn!"
Apollonius: "Die Zukunft ist immer so lange Unsinn, bis sie Vergangenheit geworden ist."
Frau: "Na los, sagen Sie noch was. Ich bezahle Sie ja. Prophezeien Sie mir die Zukunft!"
Apollonius: "Das Morgen wird sein wie heute, und der Tag nach morgen wird sein wie der Tag vor gestern sein. Ihre Tage werden dahingehen, wie eine Ansammlung nutzloser Stunden, angefüllt mit sinnloser Eitelkeit. Es kommen Ihnen keine neuen Gedanken und die wenigen, die Sie hatten, werden Sie noch vergessen. Älter werden sie, aber nicht weiser. Ihre Haltung wird steifer, aber nicht würdevoller. Kinderlos sind sie und kinderlos werden Sie bleiben. Von der Anschmiegsamkeit, die Sie einmal in Ihrer Jugend besaßen und von dem einfachen Wesen, das früher oft die Männer anzog, bleibt nichts zurück und wird auch nichts wiederkommen."
Frau: "Sie gemeiner, scheußlicher Mann!"
Apollonius: "Spiegel sind oft sehr scheußlich und gemein! Wenn Sie sterben, wird man Sie beerdigen und vergessen. Das ist alles. Und von allen guten und bösen Taten, von dem, was Sie geschaffen oder zerstört haben, wird nichts übrig bleiben. Es ist als hätten sis nie gelebt. Es tut mir leid, aber Sie sehen, es ist mein Fluch, die Wahrheit zu sagen."